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7,5 Mio. Analphabeten in Deutschland

Rund 14,5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland im Alter zwischen 18 und 64 Jahren sind von Analphabetismus bzw. funktionalem Analphabetismus betroffen. Das sind etwa 7,5 Mio. Menschen. Dies geht aus am 28. Februar veröffentlichten Level-One-Studie hervor, die unter der Leitung der Universität Hamburg durchgeführt und von Professor Dr. Anke Grotlüschen und Dr. Wibke Riekmann inhaltlich verantwortet wurde.

Mit Level 1 ist das unterste Kompetenzniveau des Lesens und Schreibens gemeint, das in der Forschung in die Alpha-Levels 1 bis 6 unterteilt wird. Die Level 1 und 2 bezeichnen dabei Analphabetismus im engeren Sinne, von dem vier Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland betroffen sind. Diese Menschen können zwar einzelne Wörter lesen und schreiben, nicht jedoch ganze Sätze. Weitere rund zehn Prozent liegen auf dem Level 3 und können einzelne Sätze lesen und schreiben, jedoch zusammenhängende - selbst kürzere - Texte nicht.

Nach Einschätzung von Dr. Jörg Maas (Bild), Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, Mainz, schließt die Studie eine seit vielen Jahre bestehende Forschungslücke in Deutschland. "Wir wissen jetzt, wie viele Erwachsene von gravierenden Defiziten beim Schreiben und Lesen betroffen sind – und viele bildungspolitisch Verantwortliche müssen zur Kenntnis nehmen, dass es weit mehr sind, als jahrelang angenommen wurde", sagte Maas. Insofern besitze die Studie eine herausragende und aktuelle bildungspolitische Bedeutung.

Maas zufolge deckt sich der Befund der Studie mit den Forschungsergebnissen der Stiftung Lesen zur Lesesozialisation, insbesondere in bildungsfernen Familien. "Wenn so genannter funktionaler Analphabetismus mehr als vierzehn Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung, rund 7,5 Millionen Menschen, betrifft, dann kann niemand mehr von einem Randproblem unserer Gesellschaft sprechen. Das Problem betrifft vielmehr den Kern unserer demokratischen Verfasstheit – denn Lesefähigkeit ist unabdingbar für gesellschaftliche Teilhabe", stellte er fest. Maas zufolge müssen insbesondere die Infrastrukturmaßnahmen der Erwachsenenbildung gestärkt werden: "Jeder Betroffene hat das Recht auf angemessene, bezahlbare und nachhaltige Förderung", sagte er. Hinzu komme ein verstärktes Investment im Bereich Leseförderung – insbesondere für Familien.


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(ak) 01.03.2011






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