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40 Jahre Selbstbedienungstankstelle in Deutschland

Wer heute sein Auto volltankt, tut das in der Regel selbst - ohne darüber nachzudenken. Das war nicht immer so. 1972 eröffnete der Kemptener Energiehändler Präg die erste europäische Texaco-Selbstbedienungstankstelle in Lagerlechfeld bei Augsburg. Damit brachte Präg ein neues Konzept nach Deutschland, das damals auf Skepsis stieß. "Niemand hat an das Konzept geglaubt. Nicht unser damaliger Vertragslieferant Texaco. Nicht einmal mein Geschäftspartner und Vertriebschef der Texaco, Horst Knoblauch. Und auch nicht der Tankstelleneigentümer, der in Lagerlechfeld den ersten Testlauf wagen sollte. Dennoch habe ich alle überredet“, erzählt Gerd Deisenhofer, 71, ehemaliger Geschäftsführer des Kemptener Energiehändlers Präg.

Im Oktober 1971 erfuhr Deisenhofer erstmals von dem neuen Tankkonzept aus Schweden. Das Besondere daran war, dass kein Personal gebraucht wurde, damit ein schwedischer Farmer sein Fahrzeug betanken konnte, ohne viele Kilometer bis zur nächsten städtischen Tankstelle zurücklegen zu müssen. Stattdessen wurden einzelne Zapfsäulen in dünn besiedelten Regionen aufgestellt. Bedient wurden diese selbst. Bezahlt wurde via Kundenkarte.

Die erste Tankstelle, die trotzt aller Vorbehalte auf Selbstbedienung umgestellt wurde, war an der B 17 in Lerchenfeld - nahe des Luftwaffenstützpunktes der Bundeswehr an der viele der damals rund 5.000 Soldaten regelmäßig tanken mussten.

Trotz aller Skepsis wurde die erste SB-Tankstelle in Betrieb genommen

Tankstelleneigentümer Erich Werner winkte zunächst ab. Er fürchtete, dass die Kunden fernbleiben würden, wenn sie plötzlich selbst den Zapfhahn bedienen sollten. Deisenhofer aber ließ nicht locker. Zum einen glaubte er, dass Soldaten durchaus bereit wären, sich an dem neuen Konzept auszuprobieren. Zum anderen hoffte er, dass ein um drei Pfennige günstigerer Preis schnell auch Zivilisten ansprechen würde, sich im Selbsttanken zu versuchen.

Das Konzept ging auf: Im ersten Monat verkaufte Erich Werner 150.000 Liter Kraftstoff. Im zweiten Monat 200.000 Liter. Üblich war bis dato ein Absatz von maximal 300.000 Liter - pro Jahr.

Zwei Jahre später hatte Präg sechs seiner 180 Anlagen komplett auf das SB-System umgestellt. Parallel führte Deisenhofer eine weitere Neuerung ein: Er ließ in den Tankstellen Shops einrichten, in denen Süßwaren und Getränke verkauft wurden. Auch das Shopsystem ging auf. Deisenhofer erzählt, dass der Absatz sich innerhalb von zehn Jahren verzehnfacht hätte.

Nach und nach stellten auch andere Gesellschaften auf SB-Zapfsäulen und Shop-Konzepte um. Anfang der 1980er führte Präg an seinen Tankstellen zudem elektronische Zapfsäulen ein, von denen aus die getankte Menge und der entsprechende Preis an ein Kassensystem übermittelt wurden. Der Tankwart konnte damit im Verkaufsraum kassieren, die Kunden wurden an Lebensmitteln und Zeitschriften vorbei chauffiert. Etwa ab 1984 gab es in Deutschland nach den Worten Deisenhofers keine Bedienungstankstelle mehr. Die Umsätze wurden vervielfacht - auch weil sich immer mehr Bürger ein Fahrzeug leisten konnten. Das Tankstellennetz wurde ausgedünnt. Waren in der Deutschland  1968 rund 46.200 Tankstellen in Betrieb, waren es 1988 noch 19.200. Heute gibt es noch etwa 14.300 Tankstellen - in ganz Deutschland. 

 


Über das Unternehmen
Das in Kempten ansässige Familienunternehmen Präg ist seit 1904 in verschiedenen Sparten des Energiehandels tätig.
Mit einem Netz von derzeit rund einhundert Tankstellen gehört die Präg-Gruppe zu einem der größten mittelständischen Tankstellen-Netzbetreibern in Deutschland. Die Präg-Gruppe ist mit 140 Mitarbeitern und unter der Geschäftsführung von Marc Deisenhofer und Klaus-Rüdiger Bischoff vor allem in Süd- und Ostdeutschland tätig.

 

 


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(ak) 13.12.2012






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