Mehrere US-amerikanische Handelsketten weigern sich die aktuelle Ausgabe des ROLLING STONE zu verkaufen, weil sie den mutmaßlichen Boston-Attentäter Dzokhar Tsarnaev auf dem Titel trägt. Laut einem Bericht der NEW YORK TIMES vom heutigen Donnerstag haben die Drogerieketten CVS/Pharmacy (rund 7.500 Drogerien) und Walgreen (rund 8.000 Drug-Stores) die August-Ausgabe des Musikmagazins aus ihren Regalen verbannt, ebenso wie der Convenience Händler Tedeschi (rund 200 Geschäfte). Die Einzelhändler kritisieren im Einklang mit einigen öffentlichen Äußerungen von US-Politikern, dass der ROLLING STONE dem mutmaßlichen Terroristen eine Plattform biete, zumal das Cover der Musikzeitschrift gewöhnlich Rockstars, Prominente und Politiker zeigt.

Das Porträtbild des jungen US-Amerikaners, dem v.a. eine Beteiligung an einem Sprengstoff-Anschlag am 15. April 2013 mit drei Toten und 264 Verletzten vorgeworfen wird, verweist auf die Titelgeschichte der Reporterin Janet Reitman. In ihrer Reportage, in der Freunde und Bekannte des 19-jährigen zu Wort kommen, geht sie der Frage nach, wie aus einem beliebten Jugendlichen ein mutmaßlicher Terrorist werden konnte. Der Titel lautet: „Jahar’s World“. Inzwischen ist die Reportage in voller Länge auch auf rollingstone.com veröffentlicht worden. Hier lautet der Teaser: Jahar: The Making of a Monster.

In Print- und Online ist dem Text eine erklärende Passage vorangestellt, in der die Redaktion ihre Solidarität mit den Opfern und ihren Familien betont. Gleichzeitig aber ihre Entscheidung begründet: Darin heißt es: “Our hearts go out to the victims of the Boston Marathon bombing, and our thoughts are always with them and their families. […] The fact that Dzhokhar Tsarnaev is young, and in the same age group as many of our readers, makes it all the more important for us to examine the complexities of this issue and gain a more complete understanding of how a tragedy like this happens. –THE EDITORS”

Die Onlinemeldung der NEW YORK TIMES finden Sie hier.