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60 Jahre MICKY MAUS-MAGAZIN: "Der beste Freund, den man haben kann!"

Seit über zehn Jahren beschäftigt sich Peter Höpfner bei Egmont Ehapa mit Mäusen, Enten und anderem gezeichneten Getier. Inzwischen ist der 41-Jährige Chefredakteur aller Disney-Titel des Berliner Verlags. Im PRESSE REPORT-Interview zum MICKY MAUS-MAGAZIN-Jubiläum spricht er über Qualität, Werte – und einen verzichtbaren Coolnessfaktor.

Herr Höpfner, haben Sie als Kind MICKY MAUS gelesen?

Peter Höpfner: Nein. Ich komme aus einer Buchhändler-Familie und habe selbst mit der Micky Maus erst relativ spät angefangen, im Alter von 17 Jahren. Da allerdings habe ich mir die Comics dann schon selbst gekauft, vor allem das Lustige Taschenbuch, und fand das immer höchst spannend und unterhaltsam.

Wie würden Sie Micky Maus charakterisieren?

Höpfner: Micky Maus ist einer der besten Freunde, die man haben kann. Micky Maus ist immer für einen da und sehr verlässlich. Darüber hinaus ist er natürlich schlau, pfiffig, ein phantastischer Detektiv… Das einzige, was ihn vielleicht ein bisschen negativ behaftet, ist, dass Micky immer alles kann. Dem misslingt selten etwas. Da ist der Donald Duck den meisten Lesern einen Hauch näher, weil er tagtäglich gegen die Unbillen des Schicksals kämpft. Dem geht was schief, der regt sich auf, der hat schlechte Laune – Donald ist einen Hauch menschlicher und in seinen Niederlagen erlebbarer. Auf der Beliebtheitsskala liegt Donald in allen Leser-Umfragen mit Abstand auf Platz 1 – daher ist er auch häufiger auf dem Titel des MICKY MAUS MAGAZINS zu sehen als Micky selber.

Wie sah das Magazin früher aus?

Höpfner: Zu meiner „Lesezeit“ Ende der Achtziger Jahre gar nicht so anders als heute. Mitte der Achtziger kamen ja schon die Extras auf – allerdings mit Bastelbogen, Stickern, Aufnähern, mal einer Schallplattenfolie noch recht flach im Vergleich zu den dreidimensionalen Gadgets heute.

Die Startausgabe, die am 29. August 1951 erschien, war aber ein reines Comic-Heft. Das war damals für Deutschland eine Sensation, so etwas gab es noch nicht. Und sie startete nicht wöchentlich, sondern als „Das bunte Monatsheft“.

Daraus hat sich das Magazin im Lauf der Jahrzehnte weiter entwickelt, wobei eins immer gleich geblieben ist: Der Kern des Produktes sind nach wie vor Entenhausen und seine Bewohner.

Wie wichtig sind die Extras?

Höpfner: Die Extras sind Verkaufstreiber. Die Produkttreue bei Kindern ist nicht mehr so stark ausgeprägt wie früher. Selbst wer mit dem festen Vorsatz, ein MICKY MAUS-Heft zu kaufen, in den Laden geht, kann das vor diesem riesigen Regal mit zahllosen Zeitschriften und tollen Extras schon mal vergessen – das kann ich aus Kindersicht sehr gut verstehen. Deshalb: Ein Extra ist für uns absolut wichtig, aber ein Extra funktioniert eben nur mit dem Heft, und das Heft garantiert die Nachhaltigkeit. Weil: Was wir an Inhalten haben, kann uns keiner wegnehmen oder kopieren.
 

Sie sagen MICKY MAUS ist Tradition – aber kann ein 60 Jahre altes Magazin im Umfeld von TV, Handy und Internet überhaupt noch „cool“ sein?

Höpfner: Gegenfrage: Muss sie es sein? Wenn man auf die heutige Medienlandschaft schaut, fällt vor allem auf, wie schnell manche Titel kommen - und wie sie noch schneller wieder gehen. Viele Hefte erscheinen gerade mal mit zwei, drei Ausgaben, dann sind sie schon wieder eingestellt. Auf der anderen Seite reden wir von der Micky Maus, einer Figur, die 85 Jahre alt wird und mit der wir tagtäglich die Leute begeistern, Erwachsene wie Kinder. Deshalb würde ich sagen, Micky Maus ist mit dem heutigen Trendbegriff vielleicht nicht gerade „cool“, aber Micky Maus ist großartig und hat noch lange nicht alle Geschichten erzählt!

Wie definieren Sie denn Ihr Konkurrenzumfeld?

Höpfner: Das umfasst definitiv den gesamten Entertainment-Kosmos, von der Zeitschrift über TV, Kino, Games und Internet bis hin zum Handy.

Im Printbereich ist der Markt unglaublich fragmentiert. 1997 noch haben drei Titel – WENDY, MICKY MAUS und das Lustige Taschenbuch, alle von Ehapa – 75 Prozent des Marktes ausgemacht. Mittlerweile gibt es mehr als 50 Titel in diesem Segment. Gleichzeitig wird die Zielgruppe immer kleiner, weil es weniger Kinder gibt. Und nicht zu vergessen: Die neuen Medien fressen nicht nur Zeit, sondern auch Geld – und auch davon haben viele Leute immer weniger.

Aber: Eine MICKY MAUS steht für eine andere, sehr wertige Form von Unterhaltung. Und was ich toll finde: Wir sind das einzige wöchentliche Magazin für Kinder.

Gibt es denn überhaupt Leser, die das Heft wirklich jede Woche am Kiosk kaufen?

Höpfner: Gottseidank, natürlich! Denn es ist schon richtig: Das Zeitkontingent der Kinder ist voll - die haben lange Schule, dann gehen sie zum Klavier, spielen Fußball, sollen auch noch Japanisch lernen, weil die Eltern ja immer ambitionierter fördern wollen… Aber für die MICKY MAUS nimmt man sich immer noch Zeit, zumal das auch von den Eltern unterstützt wird. Weil Y MAUS etwas schafft, was sonst immer weniger gelingt: Die Kinder sind ruhig, sie beschäftigen sich selbst. Und wenn dann morgens beim Frühstück der Vater in der Zeitung liest, es ist DFB-Pokalfinale und der Sohn fragt, „Sag mal, Papa, weißt Du, wie viel Liter Orangensaft in den DFB-Pokal passen?“, der Vater sagt „Ich habe keine Ahnung“ und der Sohn kontert „Genau acht Liter – das weiß ich aus der MICKY MAUS!“ – dann haben wir wirklich etwas erreicht.

Interview: Ilka Schwabedissen


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(is) 26.08.2011






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