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Presseabsatz im grossobelieferten Einzelhandel sinkt

Nachdem im Bahnhofsbuchhandel die Corona-Epidemie und die Maßnahmen zu ihrer Bewältigung bereits in der vergangenen Woche drastische Wirkungen auf die Kundenfrequenz und den Umsatz der Verkaufsstellen entfalteten, treten nun auch im Pressegroßhandel die Auswirkungen der Krise zutage.

So ist es in vielen Presse-Grosso-Gebieten in spürbarem Umfang zu Schließungen von Verkaufsstellen gekommen. „Bislang haben uns ca. 420 Einzelhändler über ihre Geschäftsschließung informiert“, berichtet Annemarie Honemann (Foto: Grossounion Nord) Vertriebsleiterin der Grossounion Nord, Hannover. „Zusätzlich muss man noch die ca. 70 reinen Saison-Einzelhändler zählen, die gar nicht erst aus der Winterpause zurückkommen.“ Nach ihren Angaben entsprechen die Schließungen rund acht Prozent der Pressverkaufsstellen, die die Grossounion Nord zu ihrem Kundenstamm zählt.

Etwas geringer ist der Anteil der aktuell geschlossenen Presseverkaufsstellen im Vertriebsgebiet der Süddeutschen Zeitungszentrale (SZZ) in Esslingen. „Derzeit sind ca. 5,5 Prozent unserer Einzelhändler von der Belieferung vorläufig eingestellt“, meldet Geschäftführer Jürgen Kieslich (Foto rechts: Klaus Knuffmann).

Beim Presse-Grosso Südwest (PGSW) in Heidelberg haben 325 Presseeinzelhändler ihre Geschäfte geschlossen, teilt Frank Neureither (Foto unten rechts: Stefan Golunski) mit, der in der Geschäftsleitung des PGSW für Marketing und Vertrieb verantwortlich ist. Das enspreche 6,6 Prozent der belieferten Presseverkaufsstellen. „Die Schwerpunkte der Schließungen liegen in der Geschäftsart 19, den sogenannten sonstigen Verkaufsstellen, besonders hoch ist der Anteil der Schließungen bei den Hotels und Kantinen“, so Neureither. Darüber hinaus seien Geschäfte der Geschäftsart 11 (Pressefachgeschäfte) betroffen. Laut Honemann sind es im Gebiet der Grossounion Nord vor allem Campingplätze, außerdem Hotels, Krankenhäuser und Kantinenbetriebe, die den Verkauf von Presse eingestellt haben. „Auch Bäckereien und Kioske haben in nicht unerheblichem Maße schließen müssen“, sagt sie.

Belieferung läuft

Kaum Probleme gibt es aktuell offenbar bei der Belieferung der Verkaufsstellen mit Presse. Hier setzten die Pressegroßhandlungen in der Regel auf selbstständige Spediteure. „Glücklicherweise haben wir bislang an beiden Filialen keinerlei Tourenausfälle zu beklagen“, sagt Honemann. „Die Spediteure, aber auch unser eigenes Logistik-Personal setzen täglich alles daran, die Ware trotz der Ausnahmesituation termingerecht in den Handel zu bringen.“ Jürgen Kieslich sagt zur Lage der Presseauslieferung im SZZ-Gebiet: „In Stuttgart läuft es zum Glück bis dato noch recht reibungslos. Natürlich haben auch wir Ausfälle, die jedoch mit unseren Notfallplänen aktuell aufgefangen werden können.“

Bisher keinerlei Ausfälle in der Logistik sind bei der PGSW zu verzeichnen, sagt Frank Neureither. „Die Mitarbeiter und unsere Subunternehmer machen ein wirklich tollen Job!“, lobt er.

Umsatzverschiebungen und -verluste

Die Geschäftsschließungen im Einzelhandel führen unweigerlich zu Absatz- und Umsatzrückgängen, die bislang aber nicht präzise benannt werden können. „Aktuell zeigt die VMP-Analyse der letzten neun Verkaufstage einen nur leichten Umsatzrückgang“, berichtet Frank Neureither. „Da dieses jedoch nur ca. 50 Prozent des Gesamtumsatzes mit deutlichem Schwerpunkt im Lebensmittelhandel abbildet, ist es schwer, derzeit eine solide Prognose für die Kalenderwoche 13 abzugeben.“

Die bisherigen Umsatzeinbußen der SZZ gibt Jürgen Kieslich mit etwa 4,5 Prozent an. „Bei den Nachrichtenmagazine registrieren wir eine gewisse Nachfrage, jedoch von Zuwachs zu reden
oder gar von Stabilisierung, wäre leichtsinnig“, führt er aus.

Annemarie Honemann hat bei Kunden aus dem Lebensmittelhandel Absatzzuwächse im Pressesortiment registriert. „Wie wir alle aus eigener Erfahrung wissen, ist der LEH derzeit sehr stark frequentiert. Wir haben daher eine Mengenumschichtung in die Geschäftsarten 13-15 und in die Drogeriemärkte vorgenommen.“ Dazu habe man die VMP-Daten herangezogen. Sie warnt jedoch davor, die VMP-Daten unbesehen für die Prognose der zukünftigen Gesamtverkaufsergebnisse zu nutzen. „Wir haben einen sehr hohen Anteil an VMP-Einzelhändlern, die dem LEH entstammen“, erläutert sie. „Sie bilden aber momentan keinen vollständig repräsentativen Schnitt des Gesamtverteilers ab. Wir werden daher in den kommenden Wochen die Verkaufserwartungen aus einem Mix der VMP-Daten, ersten echten Verkaufsergebnissen und Informationen zu COVID 19 aus den Medien festlegen.“


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(sgo) 27.03.2020






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