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Ungewisse Zukunft für deutsche National Geographic

Wer im Pressehandel nach Wissensmagazinen sucht, stößt unter anderem auf National Geographic. Die Zeitschrift kommt ursprünglich aus den USA und wird seit 1999 auch in Deutschland herausgegeben, und zwar vom Verlag Gruner + Jahr (G+J), Hamburg. Dafür hat der Verlag eine Lizenz erworben.

Diese Lizenz läuft demnächst aus. Wie es nun scheint, wird G+J die Rechte für die Produktion und den Vertrieb der Zeitschrift nicht verlängern. Hintergrund ist eine Untersuchung des Bundeskartellamtes. Die Behörde hat den Markt für populäre Wissensmagazine untersucht und festgestellt: Würde G+J auch künftig die Lizenz für die deutschsprachige National Geographic halten, wäre eine marktbeherrschende Stellung des Verlags zu vermuten.

In der Tat gibt G+J in Deutschland neben National Geographic auch die Titel Geo und P.M. heraus. Aufgrund dieser Konstellation analysiert das Bundeskartellamt: "G+J ist Herausgeberin des nach Stück- und nach Umsatzzahlen größten Wissensmagazins auf dem deutschen Markt, der Zeitschrift Geo. Die Zeitschrift National Geographic (im Folgenden: NG) ist umsatzmäßig das zweitgrößte Magazin, nach Stückzahlen die drittgrößte Zeitschrift auf dem Markt. Bei Geo und NG handelt es sich um diejenigen Zeitschriften auf dem Markt, die sich wettbewerblich am nächsten stehen. Durch den erneuten Erwerb der NG-Lizenz wäre G+J auch künftig Herausgeberin der beiden engsten und umsatzmäßig größten Wettbewerber auf dem Markt gewesen. Zudem ist G+J ebenfalls Herausgeberin des nach Stückzahlen zweitgrößten und umsatzmäßig drittgrößten Magazins auf dem Markt, der Zeitschrift P.M."

Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts, bemerkt dazu: "Nach unserer vorläufigen Einschätzung hätte der erneute Kauf der Lizenz durch Gruner + Jahr den Wettbewerb bei Wissensmagazinen erheblich beeinträchtigt." Die marktbeherrschende Position bei den Print-Publikationen werde auch durch Internet- und TV-Angebote nicht kontrolliert. Mundt dazu: "Wie andere Printmedien verzeichnen die klassischen Wissensmagazine aufgrund der allgemeinen Änderungen im Mediennutzungsverhalten seit Jahren einen Auflagenrückgang. Die Ermittlungen haben aber gezeigt, dass Internetangebote kein unmittelbares Ersatzangebot für die Leser der klassischen Magazine bieten."

Zudem sei es G+J in der Vergangenheit immer wieder gelungen, Preiserhöhungen für National Geographic am Lesermarkt durchzusetzen und dadurch den Auflagenrückgängen umsatzseitig entgegenzuwirken. „Insbesondere in Bezug auf G+J haben die Ermittlungen nicht erbracht, dass der Mengenrückgang bei G+J Folge eines Ausweichens auf andere Wissenstitel oder andere Medien und damit Folge einer wettbewerblichen Reaktion – etwa auf die Preiserhöhungen – wäre“, heißt es in dem Fallbericht.

Wie das Bundeskartellamt mitteilt, hat G+J Ende Januar 2019 seine Anmeldung des Erwerbs der deutschsprachigen Lizenz der Zeitschrift National Geographic zurückgenommen.

National Geographic erreichte zuletzt eine Verkaufsauflage von rund 115.000 Exemplaren pro Ausgabe. Der Großteil davon, genauer gesagt knapp 63 Prozent, wird über das Abonnement abgesetzt. Der zweitwichtigste Vertriebskanal ist der Lesezirkel mit knapp 20.000 Exemplaren bzw. 17 Prozent. Im Einzelhandel werden etwa 15.500 Exemplare (gut 13 Prozent) abgesetzt.


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(wr) 03.04.2019






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