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Einzelhandel verzeichnet Inventurverluste von 3,8 Mrd. Euro

Im gesamten deutschen Einzelhandel summieren sich die Inventurdifferenzen auf 3,8 Mrd. Euro, so das Ergebnis einer Studie des EHI Retail Institute, Köln. Nach wie vor verursachen unehrliche Kunden hiervon rund 1,9 Mrd. Euro. Den eigenen Mitarbeitern werden 800 Mio. angelastet. Statistisch betrachtet stiehlt jeder deutsche Haushalt jährlich Waren im Wert von rund 50 Euro im Einzelhandel. Auf den Lebensmittelhandel projiziert bedeutet dies, dass rund jeder 200. Einkaufswagen unbezahlt die Kasse passiert.
 
Zu Verkaufspreisen gerechnet, geht dem Einzelhandel in branchengewichteter Hochrechnung durchschnittlich 0,99 Prozent seines Umsatzes verloren. Die Verlustraten haben sich gegenüber 2010 jedoch branchenspezifisch unterschiedlich entwickelt: Während Baumärkte und nahezu der gesamte Lebensmittelhandel im Durchschnitt ihre Inventurdifferenzen reduzieren konnten, hat der Bekleidungshandel, überwiegend bedingt durch schlechtere Inventurdifferenzen bei Bekleidungsfachgeschäften und -fachmärkten, eine Zunahme der Bestandsdifferenzen feststellen müssen. Bei Drogeriemärkten und im Möbelhandel gab es per Saldo fast keine Veränderungen.

Ehrliche Kunden zahlen mit

Jährlich investiert der Handel rund 1,2 Mrd. Euro in Präventiv- und Sicherungsmaßnahmen, um seine Waren vor Diebstählen zu schützen. Insgesamt entgehen dem Handel damit durch Inventurdifferenzen und Sicherheitsmaßnahmen rund 1,3 Prozent seines Umsatzes. Im Fokus der Sicherheitsaufwendungen stehen verbesserte Warensicherungen und Kameraausstattungen sowie Schulungen zur Steigerung der Aufmerksamkeit von Mitarbeitern.

Die Gesamtkosten für Inventurdifferenzen und deren Vermeidung betragen jährlich 5 Mrd. Euro, die der Handel wie alle Kosten in seine Verkaufspreise einkalkulieren muss: Jeder ehrliche Kunde wird also bei jedem Kauf mit über 1 Prozent des Kaufpreises an den Schäden der Ladendiebstähle beteiligt.

Jährlich 30 Mio. unentdeckte Ladendiebstähle

Die polizeilich erfassten Ladendiebstähle haben 2011 mit 385.463 angezeigten Fällen um 0,6 Prozent abgenommen und erwecken damit den Eindruck, dass Kundendiebstähle stetig zurückgehen. Die Einschätzungen des Handels zur aktuellen Kriminalitätslage stehen allerdings im Widerspruch dazu, der Handel rechnet mit einer eher zunehmenden Kriminalität.

Durch die hohe Dunkelziffer von rechnerisch über 98 Prozent besitzt die Kriminalitätsstatistik nur eine eingeschränkte Aussagefähigkeit. Berechnet man den polizeilich erfassten Schaden in Relation zum gesamten Kundendiebstahl, ergibt sich, dass jährlich rund 30 Mio. Ladendiebstähle unentdeckt bleiben.

An der aktuellen Untersuchung beteiligten sich 91 Unternehmen mit über 14.000 Verkaufsstellen, die einen Gesamtumsatz von gut 63 Mrd. Euro erwirtschaftet haben.

Das EHI Retail Institute ist ein Forschungs-, Bildungs- und Beratungsinstitut für den Handel und seine Partner mit rund 50 Mitarbeitern. Das internationale EHI-Netzwerk umfasst 500 Mitgliedsunternehmen aus Handel, Konsum- und Investitionsgüterindustrie.

 


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(ak) 19.06.2012






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